Blutegel


Heike Boz - Heilpraktikerin

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Blutegel – kleiner Wurm mit großer Wirkung




Viele Menschen schaudert es bei der Vorstellung,

einen blutsaugenden Wurm auf der Haut zu haben.


Ja, die meisten Menschen haben erstmal Respekt vor den kleinen Tierchen. Da ist eine Ungewissheit, was auf sie zukommt. Furcht, dass die Egel über den Körper kriechen könnten. Wird es weh tun? Was ist, wenn die Egel sich nicht lösen?


Warum lohnt es sich diese Abscheu zu überwinden?


Die Aussicht auf Schmerzlinderung und Besserung des krankhaften Zustandes, nachdem bereits im Vorfeld Vieles versucht wurde und Weniges gegriffen hat. An Blutegel und deren heilkräftiges Potenzial denkt man meist erst ganz zum Schluss. Es ist immer wieder faszinierend, dass viele Patienten darum bitten, die Blutegel gar nicht sehen zu müssen. Dem Wunsch komme ich nach, jedoch nach spätestens fünf Minuten möchten sie doch die Tierchen bei der Arbeit beobachten. Kurz darauf werden mit dem Handy Fotos gemacht und an die Familie und an Freunde versendet.


Wie kamen Sie selbst zur Blutegeltherapie? Gab es ein Schlüsselerlebnis?


Während meiner Ausbildung zur Heilpraktikerin kam ich erstmals in Kontakt mit Egeln und war so fasziniert, dass mir damals schon klar war, die Therapie in mein Behandlungsspektrum zu integrieren. Ich erinnere mich an eine Mitschülerin, die an einer schweren beidseitigen Kniegelenkarthrose litt. Ihr behandelnder Arzt hatte bereits alle Register für eine Schmerzlinderung gezogen, nun blieb nur noch die Aussicht auf Prothesen. Und das, obwohl sie erst 32 Jahre alt war. Damit konnte und wollte sie sich nicht abfinden und begann eine mehrjährige naturheilkundliche Ausbildung. Wir Mitschüler hatten in dieser Zeit das Vergnügen, sie zu behandeln. Im Vordergrund stand die Schmerzlinderung. Es waren die Blutegel, die den Durchbruch brachten! Künstliche Kniegelenke waren danach kein Thema mehr.


Wo liegen die Ursprünge der Blutegeltherapie?


Die Blutegeltherapie gehört zu den ältesten Heilmethoden der überlieferten Medizingeschichte. Der Blutegel (lat.: Hirudo) existiert seit dem Jura Zeitalter. Hier gibt es zwei gesicherte Fossilfunde. Bereits in der Steinzeit wurde mit ihm behandelt. Es existieren Aufzeichnungen, die aus dem Sanskrit (ca. 1000 Jahre vor Christi Geburt) stammen. Auch innerhalb der indisch-ayurvedischen Medizin wurde mit Egeln behandelt. Dhanvantari, der Ayurveda-Gott, hält in einer seiner Hände einen Blutegel als Symbol für die Naturheilkunde. Hippokrates und Galen erwähnen Blutegelbehandlungen, auch der aus Persien stammende berühmte Arzt Avicenna wandte sie an.


Bei welchen Krankheitsbildern ist die Anwendung sinnvoll bzw. hilfreich?


Die sogenannte Hirudotherapie lässt sich bei vielen Krankheiten einsetzen, bei denen Durchblutungsstörungen und/oder Entzündungen bestehen: In der Rheumatologie bei Sehnen- und Sehnenscheidenentzündungen (Golfarm, Tennisellenbogen), akuten und chronischen Gelenkschmerzen (z. B. Kniegelenks-, Daumensattelgelenksarthrose), Gicht, Fibromyalgie, Wirbelsäulenbeschwerden

und auch begleitend bei Bandscheibenvorfällen, in der Traumatologie bei Hämatomen, Verstauchungen, Zerrungen und postoperativen Komplikationen. In Russland ist man übrigens offener bezüglich des Einsatzes von Blutegeln. So gibt es Krankenhäuser, in denen nach jeder Augenoperation Egel an die Patientenschläfe gesetzt werden, um Komplikationen zu vermeiden. Dadurch wird die Heilung wesentlich beschleunigt. Vor allem bei Durchblutungsstörungen der Augen kann bei sofortiger Behandlung durch die komplexe Wirkung des Blutegelsekrets das Sehvermögen erhalten werden! Auch

in der rekonstruktiven Chirurgie setzt man seit Jahren erfolgreich Blutegel ein. Das große Feld der Gefäßerkrankungen bietet mit Krampfadern, Thrombosen, Hämorrhoiden und Geschwüren ebenfalls Behandlungsmöglichkeiten für Egel. Und bei Herz-Kreislauf-Erkrankungen (arterielle Hypertonie, Zustand nach Herzinfarkt, koronare Herzkrankheit/Angina pectoris) kann die Therapie mit Blutegeln

die medikamentöse Behandlung sinnvoll ergänzen.


Gibt es Nebenwirkungen? Was ist zu beachten?


Juckreiz, wenn die Wunden heilen, ist relativ häufig, ebenso kleine Hämatome. Allergische Reaktionen oder auch stärkere Nachblutungen sind sehr selten. In meiner 14-jährigen Berufsausübung habe ich auch noch nie den Fall einer Übertragung von Krankheitserregern durch Egel erlebt. Sowohl die Zuchtbetriebe als auch die professionelle Vorgehensweise vor, während und nach der Behandlung tragen dazu bei, Erregerübertragungen zu verhindern.


Auf welchen Wirkprinzipien basieren die Heilungseffekte?


Die Blutegeltherapie gehört zu den sogenannten Ausleitungsverfahren. Diese dienen der Entgiftung des

Das komplexe Hirudin-Molekül lässt sich nicht künstlich herstellen

Körpers, seiner Reinigung von Stoffwechselendprodukten und Toxinen. Die Schaffung einer künstlichen „Öffnung“ hilft dem Organismus, schädliche Stoffe nach außen abzuleiten. Des Weiteren enthält der Egelspeichel einen Wirkstoffcocktail mit vielen heilsamen Substanzen, die gerinnungs- und entzündungshemmend, antithrombotisch (also blutverdünnend), gefäßkrampflösend, schmerzstillend, lymphstrombeschleunigend, blutreinigend und damit entgiftend wirken. Die wohl bekannteste Substanz ist „Hirudin“, als Reinsubstanz 10-fach stärker wirksam als das körpereigene und gerinnungshemmende „Heparin“. Bereits vor über 100 Jahren erkannte man die gerinnungshemmende Wirkung des Hirudins. Bis heute sind noch nicht alle Blutegelsekrete wissenschaftlich erforscht. Fakt ist, dass es unmöglich ist, diese wertvolle Substanz im Labor nachzubauen.


Wie gehen Sie in der Praxis bei der Anwendung vor?


Nach einer gründlichen Anamnese und dem sicheren Ausschluss von Kontraindikationen (z.B. Blutgerinnungsstörungen, Schwangerschaft, Blutarmut, Abwehrschwäche, Allergien) bespreche ich mit dem Patienten den Behandlungsplan. Erst beim Zweittermin werden die Egel gesetzt, sodass sich der Patient darauf vorbereiten kann. Auf dem zu behandelnden Areal werden druckschmerzhafte

Punkte ausgesucht bzw. nach Sichtbefund oder orientierend an anatomischen Strukturen Stellen markiert, auf die die Egel gesetzt werden. Diese bestelle ich zuvor in einer zertifizierten Blutegelzucht und versorge sie, in dem ich sie in Gläser mit frischem Wasser setze, um sie für die Behandlung vorzubereiten. Ich entnehme nacheinander jeweils vorsichtig einen Egel und spüle ihn minutenlang in einem weichen Haarsieb unter fließendem Wasser ab. Sodann kommt er in eine vorne abgeschnittene

Spritze – natürlich ohne Kanüle –, damit ich ihn punktgenau an die vorgesehene Stelle setzen kann.

Je nach Krankheitsbild kommen 1 bis 8 Egel zum Einsatz. Bereits nach kurzer Zeit beginnen die Egel tröpfchenweise Blut zu saugen. Dieser Vorgang ist absolut schmerzfrei, bei stark geschwollenem  Gewebe (z. B. einem Gichtzeh) sogar sehr wohltuend und befreiend. Nach 30 bis 60 Minuten fallen die Egel – gesättigt und zufrieden – von allein ab. Blutegel werden vom deutschen Gesetzgeber als Fertigarzneimittel eingestuft und dürfen nur einmalig für eine Behandlung angesetzt werden. Ein nochmaliges Ansetzen ist nicht erlaubt. Bevor ich einen lockeren und saugfähigen Verband anlege,

lasse ich die Miniwunden noch einige Minuten nachbluten. Am nächsten Tag stellt der Patient sich zum

Nachschautermin vor. In den meisten Fällen haben sich dann schon zarte Häutchen gebildet, welche die Wunden erschließen.


Könnten Sie bitte ein Fallbeispiel näher erläutern?


Eine junge Patientin stellte sich kürzlich mit einem seit sechs Wochen geschwollenen Fuß vor. Er war bläulich verfärbt, leicht überwärmt und schmerzhaft. In der Anamnese ergab sich kein Ereignis, was ursächlich für die Beschwerden in Frage hätte kommen können. Hausärztliche und orthopädische Untersuchungen sowie MRT waren ohne Befund. Im Venenzentrum in Bochum konnte ebenfalls keine Diagnose gestellt werden. Die Venendurchblutung sei in Ordnung, sagte man ihr. Das 16-jährige Mädchen wurde mit einer Schiene ausgestattet, um den Fuß ruhig zu stellen und erhielt Ibuprofen. Auch

wurden manuelle Lymphdrainagen verordnet. Leider hatten diese Maßnahmen überhaupt keinen Einfluss auf den Heilungsprozess, sodass das Mädchen schon recht verzweifelt war. Normales Gehen war kaum möglich, die Ausübung von Sport völlig undenkbar, die Lebensqualität somit insgesamt stark eingeschränkt. Die Mutter hatte recherchiert, bekam die Idee einer Blutegelbehandlung und vereinbarte einen Termin. Es wurden drei Egel auf den Fußrücken gesetzt (siehe Foto), die in kürzester Zeit sehr

fleißig sowohl dem Gewebe Blut entzogen als auch ihren heilsamen Speichel (lat.: Saliva) abgegeben haben. Bereits am nächsten Tag (siehe Foto) war der Fuß sichtbar entstaut und schmerzfrei. Die Behandlung ist noch nicht komplett abgeschlossen. Es ist eine weitere Sitzung geplant, da die Reaktionen darauf zeigen, dass dieser Weg der richtige ist. Ich habe den Fall erwähnt, weil er „schulmedizinisch“ nicht fassbar ist und auch in solchen Fällen die Naturheilkunde immer eine gute Option darstellt.


Ihr persönliches Schlusswort?



Vielleicht habe ich mit diesen Schilderungen Ihr Interesse geweckt und Sie neugierig auf diese natürliche und wirksame Behandlungsmethode gemacht. Ich wünsche mir, dass die Blutegeltherapie für viele Betroffene die Tür zur Genesung öffnet


Dieses Interview ist in der Zeitschrift "Deine Gesundheit"

Ausgabe Nr. 6 / September - Oktober 2017 veröffentlicht.


Mehr zur Interviewerin Frau Dr. rer. nat. Henrike Staudte finden Sie auf ihrer Webseite unter: www.einfach-ernähren.de   


Einen weiteren hilfreichen Link zur Auswertung von Falldokumentationen finden Sie hier:

Eine Anwenderumfrage zur Blutegeltherapie - Auswertung von 171 Falldokumentationen.

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